Abschied von Annekathrin Seeber

Abschied von Annekathrin Seeber

Von Superintendent Hans-Georg Furian

Der Herr über Leben und Tod hat unsere Schwester Annekathrin Seeber zu sich gerufen. 

Frau Seeber ist mir auf zwei Lebensstationen begegnet: einmal hier in Lichtenberg als Leiterin der Arbeitsstelle für den Evangelischen Religionsunterricht (ARU) und vor über 50 Jahren als junges Mädchen im Posaunenchor in Seelow. Unsere Eltern lebten im Oderbruch. Die Posaunenrüsten fanden in der Kreisstadt in Seelow statt, wo Frau Seeber (geb. Richter) damals zu Hause war. Ich erinnere mich noch daran, dass ihre langen schwarzen Zöpfe auf mich einen nachhaltigen Eindruck machten. 

Später traf ich sie dann wieder: In Lichtenberg leitete sie mit großem Einsatz die ARU. Die Chance, Menschen in der Schule mit der Botschaft von einem frei machenden Christus zu erreichen, war ihr wichtig. Ihnen Religion als Orientierungsmöglichkeit nahe zu bringen, das wollte sie sich nicht entgehen lassen. Schon gar nicht hier im Osten Berlins, wo Religion eher als Gefahrenpotenzial oder als belanglos gilt. Sie baute Brücken zwischen Schule und Gemeinde, initiierte die runden Tische für religiöse Bildung und brachte so Akteure aus beiden Bereichen zusammen. Hochengagiert war sie auch dabei, den Bußtag den Schülerinnen und Schülern nahe zu bringen. Orte wurden besucht, an denen die Wahrheit des biblischen Spruches: "Gerechtigkeit erhöht ein Volk, aber die Sünde ist der Leute Verderben" mit Händen zu greifen war. Schon im Ruhestand hat sie uns noch ein großartiges Geschenk hinterlassen, ein Buch (Schleppender Gang), voll mit Geschichten aus der DDR. Das war unsere Vergangenheit. Wir beide waren dankbar, dass sie nicht unsere Zukunft blieb. Gerne hätte sie noch viel bewegt. Gerne noch manches Gespräch in ihrer kleinen Wohnung geführt. Ihre schwere Krankheit hat das nicht mehr zugelassen. Nun wissen wir sie in Gottes Frieden. Am Sonnabend den 5. Juni nehmen wir in Köpenick von ihr Abschied.

Annekathrin Seeber