Amalien-Orgel Berlin-Karlshorst: Bachs Vollendung – Die Kunst der Fuge, Beate Kruppke, Orgel – Sonntag, 26. Juli 2022, 17 Uhr

von Jürgen Bosenius

Amalien-Orgel Berlin-Karlshorst: Bachs Vollendung – Die Kunst der Fuge, Beate Kruppke, Orgel – Sonntag, 26. Juli 2022, 17 Uhr

Amalien-Orgel Berlin-Karlshorst: Bachs Vollendung – Die Kunst der Fuge, Beate Kruppke, Orgel – Sonntag, 26. Juli 2022, 17 Uhr

Link zur Amalien-Orgel

Bachs Vollendung – Die Kunst der Fuge am 26. Juni in Karlshorst
Alban Berg: "Gestern Kunst der Fuge gehört. Herrlich! Ein Werk, das bisher für Mathematik gehalten wurde – tiefste Musik."

Johann Sebastian Bachs Zyklus von vierzehn Fugen und vier Kanons  (BWV 1080) gilt als sein letztes Werk. Es wurde posthum veröffentlicht, und bis heute beschäftigen Musikwissenschaftler und ausführende Musiker sich mit den vielfältigen Fragen um Reihenfolge der Stücke, Besetzung und vieles andere mehr. Auch die unvollendete Fuge Nummer 14 verlangt nach einer Entscheidung: Soll sie sie so stehen bleiben, wie Bach sie hinterlassen hat, oder sollte man sie in einer der Fassungen aufführen, bei denen fremde Hand sie vervollständigt hat?

Bach zeigt in der Kunst der Fuge verschiedenste Fugenarten wie die Gegenfuge, Doppelfuge, Tripelfuge, Spiegelfuge und den Kanon. Zusätzlich kann das Fugenthema seine Gestalt verändern durch Umkehrung (Tonschritte nach oben gehen nun nach unten und andersherum), Vergrößerung (halbes Tempo) und Verkleinerung (doppeltes Tempo). Die Fuge Nr. 7 ist ein wundervolles Beispiel dafür, wie Bach verschiedene der oben beschriebenen Veränderungen miteinander verwoben auftreten lässt.

Das dem Werk zugrundeliegende Fugenthema ist ein im stile antico gehaltenes, recht einfaches Thema in d-Moll. Albert Schweizer, der neben seiner herausragenden Tätigkeit als Arzt auch Bachforscher und Organist war, sagte dazu: "Interessant kann man das Thema eigentlich nicht nennen. Es ist nicht einer genialen Intuition entsprungen, sondern mehr in Hinsicht auf seine allseitige Verwendbarkeit und in Absicht auf die Umkehrbarkeit so geformt worden. Und dennoch fesselt es denjenigen, der es immer wieder hört. Es ist eine stille, ernste Welt, die es erschließt; sie erfreut und sie zerstreut nicht, und dennoch kommt man von ihr nicht los."

Zusätzlich zum Grundthema entwirft Bach weitere Fugenthemen: In der unvollendeten Fuge verwendet Bach zum Beispiel drei neue miteinander kombinierbare Themen, und es entsteht die sogenannte Quadrupelfuge. Das dritte Thema besteht aus den Tönen B – A – C – H und tritt kurz vor Abbruch der Fuge auf. 46 Takte nach der Einführung dieses dritten Themas und kurz nach Verknüpfung der drei Fugenthemen bricht die Fuge in Takt 239 ab. Spätere Vollendungsversionen, die zur Quadripelversion zusätzlich auch das Grundthema der Kunst der Fuge erfolgreich hinzufügen, lassen vermuten, dass Bach diese besondere Fuge zur Quadrupelfuge entwickeln wollte.

Obwohl eigentlich für Cembalo gedacht, kann dieses Werk durch die reizvolle Klangvielfältigkeit der Amalien-Orgel sehr gewinnen, wenn es auf dieser Orgel gespielt wird, die drei Jahre nach der posthumen Erstveröffentlichung erbaut worden und somit "ganz nah dran" ist.

Bitte beachten Sie die besondere Länge von ca. 1 ¾ Stunden und, dass es keine Pause geben wird.

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