Trauer, Not und Tod – und (ein) wenig Trost. Bilder zur Passion des Malers Wolfgang Spittler in der Gnadenkirche Berlin-Biesdorf

von Jürgen Bosenius

Vor dem Bild "Passion VIII. Er ist auferstanden." (v.l.n.r.): Pfarrer Justus Schwer, Ausstellungskuratorin Katja Widmann und Maler Wolfgang Spittler. Foto: Jürgen Bosenius

Mit einer Vernissage am 12. März 2017 hat die Ev. Versöhnungskirchengemeinde Berlin-Biesdorf die Ausstellung mit Bildern zur Passion des Malers Wolfgang Spittler in der Biesdorfer Gnadenkirche eröffnet. Die acht Ölbilder sind dort bis zum 15. Oktober 2017 zu sehen.

„Meine Engel wirken etwas angestrengt“, sagt Wolfgang Spittler und fügt hinzu: „Ein Passionszyklus: Trauer, Not, Tod, Angst und Schrecken. Und wenig Trost darin.“ Wenn der 90-jährige Maler, der an einen jung gebliebenen Cicero erinnert, das sagt, verbreitet sich nicht Schwermut in der Biesdorfer Gnadenkirche, sondern die Blicke der mehr als 50 Eröffnungsgäste wandern an diesem Sonntag „Reminiscere“ auf die linke Seite des Kirchenschiffes, wo vier der acht Ölbilder hängen, und zurück nach rechts, wo vier weitere Bilder zu sehen sind. Die Bilder zwingen den Betrachter, sich mit der Passionszeit zu beschäftigen. Und ganz mag man dabei der Selbstinterpretation des Künstlers nicht zustimmen.

Denn Spittlers Bilder spenden sehr wohl (mindestens: ein wenig) Trost: Weil sie bunt sind, nicht farblos, weil sie leidenschaftlich sind, nicht apathisch, weil sie kraftvoll sind, nicht müde. Wer in den Bildern Schmidt-Rottluff (Passion I) und auch ein wenig Chagall (Passion VII und VIII) wiederzuerkennen glaubt, liegt so falsch wahrscheinlich nicht.

"Bilder sind Fenster in unsere anderen Möglichkeiten"

Über die Einladung nach Berlin freut sich Wolfgang Spittler sichtlich. Der 1926 in Schlesien geborene Maler studierte Kunst in Braunschweig und Hamburg und lehrte als Kunsterzieher am Gymnasium Salzgitter-Bad. Salzgitter ist wichtig. Denn ohne Ausstellungskuratorin Katja Widmann, GKR-Mitglied der Versöhnungskirchengemeinde – und ehemalige Schülerin von Wolfgang Spittler an eben diesem Gymnasium Salzgitter-Bad, wäre der Passionszyklus nicht nach Biesdorf gekommen. Katja Widmann erzählt die Ausstellungsgeschichte der acht Bilder: In den Jahren 2008 und 2009 entstanden, wurden sie jeweils zur Passionszeit in Kirchen der Region gezeigt. Etwa in der Marktkirche Goslar und im Königslutter Kaiserdom. Die Bilder scheinen sich also auch ihren eigenen Weg zu bahnen.

Zu Beginn der Vernissage hatte Pfarrer Justus Schwer darauf hingewiesen, dass „Bilder Fenster in unsere anderen Möglichkeiten sind“. Wer sich den Passionszyklus von Wolfgang Spittler in der Biesdorfer Gnadenkirche ansieht, sollte sich an diesen Satz erinnern.

Organist Andreas Hillger und die Cellistin Frederike Dany begleiteten mit Bachinterpretationen die Vernissage musikalisch.

Öffnungszeiten
Zu den Gottesdiensten und Veranstaltungen oder nach Absprache (Tel.030–5143593).
 
Wolfgang Spittler
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