Drei Fragen an ... Simone Kesten, Beauftragte für den Religionsunterricht in der Arbeitsstelle für Evangelischen Religionsunterricht (ARU) Lichtenberg

von Jürgen Bosenius

Simone Kesten, Beauftragte für den Religionsunterricht in der Arbeitsstelle für Evangelischen Religionsunterricht (ARU) Lichtenberg, vor ihrem Schreibtisch im Haus des Kirchenkreises in Berlin-Lichtenberg. Foto: Jürgen Bosenius / kklios.de

Drei Fragen an ... Simone Kesten, Beauftragte für den Religionsunterricht in der Arbeitsstelle für Evangelischen Religionsunterricht (ARU) Lichtenberg.

Liebe Frau Kesten, Arbeitsstellen für Evangelischen Religionsunterricht in Berlin sind bereits ein Teil Ihrer Berufsbiografie und der Osten der Stadt bedeutet für Sie auch ein bisschen „nach Hause zu kommen“, was heißt das genau?

Seit 1991 bin ich Mitarbeiterin im Religionsunterricht und gehörte damit auch immer zu einer Arbeitsstelle für Evangelischen Religionsunterricht. In dieser Zeit habe ich durchgängig an einer Grundschule im Prenzlauer Berg unterrichtet. Zusätzlich war ich in den letzten Jahren in der ARU Pankow Stellvertreterin und kenne dadurch schon einige interne Arbeitsabläufe in der Leitung einer ARU.

Meine eigene Kinder- und Jugendzeit habe ich in Friedrichsfelde und Karlshorst verlebt. Der geografische Bereich der ARU Lichtenberg ist für mich also auch ein bisschen meine alte Heimat. Ohne die Zeit in der Jungen Gemeinde in Karlshorst wäre ich wahrscheinlich nicht in den kirchlichen Dienst gegangen.

Am 1. März 2019 haben Sie Ihren Dienst angetreten, Anfang Juni fand der Einführungsgottesdient in der Marzahner Dorfkirche  statt und das neue Schuljahr hat jetzt begonnen – wie fällt Ihre Bilanz des ersten halben Jahres in der ARU Lichtenberg aus?

Mir war es sehr wichtig, die mehr als 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so schnell wie möglich persönlich kennenzulernen. Das ist mir in den ersten Wochen auch gelungen. Ich habe die Religionslehrerinnen und Religionslehrer, die staatlichen Lehrkräfte, die eine religionspädagogische Weiterbildung absolviert haben, und die Pfarrerinnen und Pfarrer zu Gesprächen eingeladen, zum Teil an den Schulen besucht oder bei anderen Anlässen getroffen. Auch mit Schulleitungen und der staatlichen Schulaufsicht war ich zum Teil schon im Gespräch. Bei Unterrichtsbesuchen und der Abnahme von Prüfungen konnte ich mir ein konkretes Bild von der jeweiligen Situation des Religionsunterrichtes verschaffen. Es tut gut und ist natürlich auch sehr hilfreich, mit den vielen Namen nun auch ein Gesicht, eine erste Begegnung und ein erstes Gespräch verbinden zu können.

Eine 100-Tage-Schonfrist gab es im Grunde nicht, das ist auch nicht anders denkbar, wenn der erste Arbeitstag mitten im Schuljahr liegt. Daher habe ich mich sofort mit zum Teil auch sehr drängenden Aufgaben beschäftigen müssen. Das ist nicht das Schlechteste.

Vor welchen Herausforderungen steht die Arbeit der ARU Lichtenberg?

Religionsunterricht stellt heutzutage für viele Menschen die einzige Verbindung zur Kirche dar. Grund dafür ist, dass das freiwillige Zusatzangebot auch von Schülerinnen und Schülern wahrgenommen wird, die ansonsten nicht kirchlich gebunden sind. In Zahlen bedeutet es konkret folgendes: Ca. 9.000 Kinder und Jugendliche nehmen aktuell das Angebot des evangelischen Religionsunterrichtes in unserem Bereich wahr. Man kann davon ausgehen, dass auf jeden Fall 7.500 Teilnehmer inclusive der dazugehörigen Familien ansonsten keine kirchliche Verbindung haben. Gerade in den Zeiten der sinkenden Kirchenmitglieder ist das eine wichtige Saat, die die Kirche schon im eigenen Interesse unbedingt im Blick behalten sollte. Darüber hinaus messe ich dem Religionsunterricht auch eine gesellschaftliche Bedeutung bei. Diese Verantwortung wird zum Beispiel durch die Vermittlung der im Rahmenplan festgelegten Inhalte wahrgenommen.

Als Leiterin einer Arbeitsstelle für Evangelischen Religionsunterricht stehe ich natürlich in erster Linie für den Religionsunterricht. Gleichzeitig sehe ich den Religionsunterricht als einen Teilbereich kirchlicher Arbeit und finde auch deshalb eine enge Verknüpfung mit den anderen kirchlichen Arbeitsbereichen wichtig. Mir schwebt hier u.a. eine Zusammenarbeit mit Kitas und auch der Christenlehre vor. Ich habe damit begonnen, die ersten Kitas im Ev. Kirchenkreis Lichtenberg-Oberspree zu besuchen, die, soweit ich sie bereits kennenlernen durfte, ein sehr gutes religionspädagogisches Profil haben. Die Kinder sollten diese positiven Erfahrungen dann auch aus meiner Sicht im Religionsunterricht und in der Christenlehre vertiefen können. Das trägt dazu bei, ein Interesse an der Auseinandersetzung mit religiösen Fragen entstehen zu lassen. Ist dieses Interesse erst einmal geweckt, fällt es Kindern, Jugendlichen und ihren Eltern gleichermaßen viel leichter, sich auch in Zukunft für den Besuch des Religionsunterrichtes zu entscheiden.

Haben Sie vielen Dank für dieses Gespräch!

Die Fragen stellte Jürgen Bosenius.

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