Zeichen gegen Antisemitismus: Davidstern vor der Jesuskirche in Kaulsdorf – ein Gespräch

von Ev. Kirchenkreis Lichtenberg-Oberspree

(V.l.n.r.:) Luise, Johanna, Sarah und Lotta haben sich in der Christenlehre intensiv mit Ausgrenzung beschäftigt, ein Zeichen gegen Antisemitismus gesetzt und einen Davidstern vor der Jesuskirche in Kaulsdorf aufgestellt. Foto: Simona Behrendt

Nachgefragt: Seit Anfang März steht ein Davidstern vor der Jesuskirche in Kaulsdorf. Was hat es damit auf sich? Ein Gespräch mit Simona Behrendt, Katechetin der Ev. Kirchengemeinde Berlin-Kaulsdorf.

kklios.de: Was hat Sie und die Kinder motiviert, sich mit dem Thema Judentum zu beschäftigen?

Simona Behrendt: In der fünften und sechsten Klasse lernen die Kinder andere Religionen kennen. Wir lasen das Tagebuch von Anne Frank und beschäftigten uns gerade mit dem Judentum als Religion und der Verfolgung und der Vernichtung der Juden im Nationalsozialismus – als der Anschlag in Halle Anfang Oktober vergangenen Jahres passierte. Das hat uns sehr hellhörig und aufmerksam gemacht. Danach haben wir uns dann etwa drei Monate intensiv mit diesen Themen beschäftigt.

kklios.de: Was gab den Ausschlag, einen Davidstern zu gestalten, und dann auch mit dem Thema in die Öffentlichkeit zu gehen?

Simona Behrendt: Bei Recherchen im Internet sind wir auf die Seite „Deutschland trägt Davidstern“ gestoßen: Gideon Joffe, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, hatte dort Juden und Nichtjuden aufgerufen, den Davidstern in der Öffentlichkeit zu tragen. Joffes Idee war es, den Davidstern als Kette zu tragen – als deutliches Signal gegen Antisemitismus. Wir haben in der Gruppe besprochen, wie wir diese Aktion und diesen Apell vor Ort mit unseren Möglichkeiten umsetzen können. Unsere Idee war es dann, einen großen Davidstern zu gestalten und ihn gut sichtbar an der Kirche aufzustellen – so dass man ihn gleich sieht. Und auf einer kleinen Tafel erklären unsere Beweggründe für diese Aktion.

kklios.de: Welche Rückmeldungen der Kinder haben Sie am meisten überrascht?

Simona Behrendt: Zuerst einmal habe ich das große Interesse der Kinder an dem Thema wahrgenommen – und das große Engagement beim Bau des Davidsterns. Und gleichzeitig war bei den Kindern auch eine große Ernsthaftigkeit und Betroffenheit, das haben sie gar nicht einmal verbal so geäußert, das habe ich jedoch gespürt. Alle Kinder waren richtig dabei.

kklios.de: Der Davidstern steht nun seit Mitte März in Kaulsdorf vor der Jesuskirche. Wie geht es weiter?

Simona Behrendt: Hätte uns die Coronakrise nicht erreicht, wären wir noch im März in das Rüstheim des Kirchenkreises nach Altbuchhorst gefahren und hätten uns dort mit dem Thema „Mut“ beschäftigt. Und wir hätten auch noch einmal den Mut der vier Mädchen besprochen, den Stern zu bauen und aufzustellen. Die Fahrt holen wir mit Sicherheit nach.

Das Gespräch führte Jürgen Bosenius, Öffentlichkeitsbeauftragter des Ev. Kirchenkreises Lichtenberg-Oberspree.

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(V.l.n.r.:) Luise, Johanna, Sarah und Lotta haben sich in der Christenlehre intensiv mit Ausgrenzung beschäftigt, ein Zeichen gegen Antisemitismus gesetzt und einen Davidstern vor der Jesuskirche in Kaulsdorf aufgestellt. Foto: Simona BehrendtBau des Davidsterns. Foto: Simona BehrendtBau des Davidsterns. Foto: Simona Behrendt

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