Ausblick in die kommende Legislaturperiode

von Superintendent Hans-Georg Furian

Unser Kirchenkreis ist mit reichen Gaben beschenkt: Mitarbeitenden, Ehrenamtlichen, Finanzen und Gebäuden. Uns geht es gut! Und zwar nicht nur im Vergleich mit Christen in fernen Ländern, wie unseren bedrängten Glaubensgeschwistern in Swasiland, sondern auch im Verhältnis zu manchem ländlichen Kirchenkreis unserer eigenen Kirche.

Alle Pfarrstellen sind besetzt oder können es werden: in Köpenick und Altglienicke wird das in den nächsten Monaten auch passieren. Pfr. Dr. Groß aus Köpenick ist gewechselt in eine andere Stelle und Pfr. Lockhoff aus Altglienicke in den, gesundheitlich bedingt, vorzeitigen Ruhestand getreten. Ich habe oft Gottesdienste besucht bzw. an ihnen mitgewirkt und dabei Pfarrerinnen und Pfarrer getroffen, die es einfach gut machen! Sorgfältig ist vieles überlegt und mit Liebe gesagt. Fast überall gibt es Lektoren, die sich vorbereiten und Texte gut lesen. Die Kirchen machen einen gepflegten Eindruck, Blumen stehen auf dem Altar und die Kollekte wird eingesammelt. Denen, die in vielfältiger Weise mitwirken danke ich und bitte Sie, das mitzunehmen in ihre Gemeinden. Das alles versteht sich nicht von selbst!

Wir sind ein der Kirchenkreis, der gut mit Katecheten ausgestattet ist, auch in Relation zu unseren Gemeindegliedern. Kinder lernen den christlichen Glauben in einer Umgebung kennen, in der sie ihn auch erproben und in einer Gemeinschaft erleben können. Das ist optimal. Mit Einfallsreichtum und Geduld wird hier gearbeitet. Wir sind dankbar, dass alle Stellen besetzt sind. Inzwischen auch die für den Bereich der Kirchengemeinde Lichtenberg, wo Frau Schicketanz arbeitet.

Im Bereich der Kirchenmusik geben wir als Kirchenkreis nicht nur beträchtliche Zuschüsse, sondern haben eben auch Kantoren, die sie für künstlerisch wertvolle Projekte einsetzen. Daneben haben wir auch Kantoren, die in der Breite der gemeindlichen Arbeit verankert das kirchenmusikalische Erbe pflegen.

Nach innen, hin zu unseren Gemeindegliedern, sind wir gut aufgestellt. Das ist wichtig, denn nur zu dem lädt man ein, auf das man stolz ist; wir können es sein!

An dieser Stelle greife ich auf den Monatsspruch zurück: „Jesus Christus spricht: ‚Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt‘“ (Joh. 13,35).

Das meine Überlegung weiterführende Moment ist, dass uns hier gesagt wird, dass es neben der wichtigen Orientierung an den Verhältnissen bei uns auch eine Außenorientierung gibt. Ja, der Bibeltext erinnert, dass alles, was in den Gemeinden passiert den Sinn hat, dass andere etwas daran erkennen: nämlich das bei uns Glaube, Hoffnung und Liebe zu Hause ist. Das soll man sehen können. In der Öffentlichkeit sollen wir sichtbar werden.

An dieser Stelle sieht es problematisch aus! In meinen Kontakten zu Verbänden und zur Politik begegnet mir nicht nur fröhliche Unwissenheit in Sachen christlichem Glauben sondern auch völlige Unkenntnis im Blick auf das, was evangelische Kirche ist oder hier bei uns macht. Gerade wir, die wir hier in einer krassen Minderheitenposition sind, müssen das sehr ernst nehmen, müssen uns fragen: wie geben wir dem Evangelium ein Gesicht und ein Profil – hier und heute. Das ist es, was vor uns liegt. Dazu nur drei Stichworte: Öffentlichkeitsarbeit, regionale Zusammenarbeit und eine Kultur des Willkommens.

Wir brauchen eine Person in unserem Kirchenkreis, die das, was wir gut machen, in die lokale Presse bringt, die uns mit den Medien vernetzt, in denen sich Menschen orientieren, damit wir in deren Welt überhaupt vorkommen – das ist kein moderner Schnickschnack, nur ein Westberliner Gedanke oder unnötiger Überbau über der gemeindlichen Ebene, sondern ein Mittel dem Anspruch des Evangeliums gerecht zu werden, das erwartet, dass wir unsere Botschaft an alles Volk ausrichten.

Der zweite Punkt ist die regionale Zusammenarbeit. Hier würden wir Stärken stärken und darum wird sich der Kreiskirchenrat überlegen, wie er das fördern kann; auch die Ausschüsse müssen das bedenken, wie sie regionale Arbeit fördern können. Letztlich geht es da um das Bild, das ich von Gemeinde habe. Fragen Sie sich – und dann auch andere - , was ihre Gemeinde ist, so etwas wie ein Gemälde, in dem für alles der rechte Ort sein muss, oder so etwas wie ein Puzzelteil das einzigartig ist und sich doch darin erfüllt, an andere anzudocken. Keine Gemeinde ist alleine der Leib Christi, sondern jede ist ein Teil an ihm und Kirche sind wir nur zusammen. Um der Außendarstellung willen ist die regionale Zusammenarbeit unerlässliches Merkmal der Qualität gemeindlicher Arbeit. Dieser Frage wird auch die Generalkirchenvisitation ab 19. Mai nachgehen.

Und das letzte Stichwort ist die Entwicklung einer Kultur des Willkommens. Das ist sicher schwer, seine Gemeinde mit den Augen derer zu sehen, die nicht kommen. Aber genau dieser Blick ist nötig, um barrierefrei einzuladen. Das ist auch der Hintergrund dafür, dass wir eine Studie mit dem sozialwissenschaftlichen Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland im Herbst durchführen. Hier werden Menschen in unserem Kirchenkreis befragt und wir werden etwas lernen. Nur, wer noch nicht alles weiß, entdeckt, was da ist.

Mit diesen drei Punkten: Öffentlichkeitsarbeit, regionale Zusammenarbeit und Entwicklung einer Kultur des Willkommens versuche ich unsere Binnenorientierung zu öffnen. Nach innen sind wir stark, wir können darum dem Evangelium im Kirchenkreis auch nach außen Gesicht und Profil geben – möglicherweise auch mit einem Projekt des Kirchenkreises, bei dem dieser etwas aufbaut, was die einzelne Gemeinde nicht schafft und was öffentlich ins Gewicht fällt, und sich nicht übersehen lässt. Der bescheidene Anfang solcher inhaltlich bestimmten gemeinsamen Aktion des Kirchenkreises ist am 28. August um 19.30 Uhr zu erleben. Dann wird der theologische Referent unseres Kirchenkreises, Pfr. Edgar Dusdal hier im Hause einen Vortrag zum Zusammenhang von evangelischer Kirche und I. Weltkrieg halten, der ja 100 Jahre zuvor, am 1. Sept. 1914 ausbrach. Der nächste Termin gemeinsam und öffentlich Profil zu zeigen sind drei Veranstaltungen, die wir als Kirchenkreis zusammen mit den drei Bezirken durchführen, über die sich der Kirchenkreis in Berlin erstreckt. Es geht dabei um je eine Veranstaltung zum Thema 25 Jahre friedliche Revolution, also um unsere Wende. Mit dem Bezirk Treptow-Köpenick wird diese Veranstaltung in der Stadtkirche in Köpenick am 6. 11. um 19 Uhr stattfinden, mit dem Bezirk Lichtenberg in der Erlöserkirche am 4. 11. und mit dem Bezirk Marzahn-Hellersdorf am 3. 11. voraussichtlich in der Kirche in Biesdorf (an der B 1). Wie gesagt, dass sind Anfänge, die ein gemeinsames und größeres Projekt unseres Kirchenkreises nicht ersetzen können, aber es sind Schritte in die öffentliche Wahrnehmung, und die haben wir nötig.

Darum geht es also in der kommenden Legislaturperiode: Öffentlichkeitsarbeit aufbauen, Förderinstrumente entwickeln, die die regionale Zusammenarbeit stärkt und eine Kultur entwickeln, in der wir uns mit den Augen anderer sehen. Diese drei Punkte sollen alle dem Ziel dienen, dass wir als evangelische Kirche wahrgenommen werden, denn daran mangelt es.

Bevor ich schließ danke ich unserem Verwaltungsamt und der Sekretärin in unserer Superintendentur. Beides sind wichtige Berührungspunkte zwischen den Gemeinden und dem Kirchenkreis; ich bin dankbar, dass es so gut läuft!

Und nun danke ich Ihnen für Ihre Bereitschaft hier mitzuarbeiten; wir brauchen Sie! Vielen Dank – und bleiben Sie behütet!

Berlin, den 20. März 2014 Hans-Georg Furian (Superintendent)

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