Ev. Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde Lichtenberg: Graffiti-Projekt „Gestalte deinen Raum“

von Ev. Kirchenkreis Berlin Süd-Ost

Ev. Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde Lichtenberg: Graffiti-Projekt „Gestalte deinen Raum“. Foto: Projekt

Ev. Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde Lichtenberg: Graffiti-Projekt „Gestalte deinen Raum“

„Sind wir grad’ liv/fe?“

Von Alexander Reinfeld
Vikar, Ev. Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde Lichtenberg

Ein Sprühnebel liegt in der Luft. Die Sonne wärmt die Rückwand der Turnhalle hinter der Erlöserkirche. Davor stehen Jugendliche in weißen Schutzanzügen, in der Hand eine Spraydose, in den Köpfen unzählige Gedanken. Was bedeutet Freiheit für mich? Wo beginnt Schöpfung? Und was hat das mit mir zu tun?

Was klingt wie die Szene aus einem Jugendfilm, ist mitten in Berlin-Lichtenberg in der Ev. Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde Lichtenberg Realität geworden: beim Graffiti-Projekt „Gestalte deinen Raum“, das im Mai 2025 mit 22 Jugendlichen aus der Gemeinde und dem umliegenden Kiez durchgeführt wurde. In Kooperation mit der SozDia Stiftung und unterstützt durch professionelle Künstler:innen der Agentur „0815INDUSTRIES“ entstand auf 25 Metern Wandfläche ein gemeinsames Kunstwerk.

Am Anfang stand ein Gespräch mit der Jungen Gemeinde. Einige hatten bereits erste Tags an der Wand entdeckt. „Warum machen wir nicht unser eigenes Graffiti?“, fragte ich spontan einen der Jugendlichen, der sich in der Vergangenheit bereits an der Wand verewigt hatte. Aus der Idee wurde ein echtes Großprojekt – und meine praktische Prüfungsarbeit für das 2. Theologische Examen gleich mit.

In zwei Phasen arbeiteten wir gemeinsam: Zuerst Ideen, dann Umsetzung. Am ersten Wochenende sammelten wir über 120 Begriffe zu den Themen Schöpfung/Natur und Freiheit. Beim „automatischen Schreiben“ unter freiem Himmel entstand schließlich der Slogan: „Sind wir grad’ liv/fe?“ Eine Frage zwischen Existenz und Digitalität. Das bewusste Spiel mit der Schreibweise „liv/fe“ irritiert und macht neugierig: Lebe ich gerade? Bin ich live dabei? Oder beides?

In der zweiten Phase bei trübem Himmel, aber strahlender Motivation wurde die Rückwand der Turnhalle in hellem Blau grundiert. Der Geschäftsführer der Graffiti-Agentur sagte hinterher: „So ein durchgehend engagiertes Mitmachen bis zum Schluss habe ich selten erlebt.“ Und er begleitet mit Schulen häufiger Projekte mit Jugendlichen.

Der zentrale Umsetzungstag begann früh. Die Agentur zog die Konturen vor, dann griffen die Jugendlichen zur Dose. Spontane Ideen wie ein Maiskolben, ein Huhn oder der Spaten aus der letzten Sommerfreizeit flossen ebenso ein wie tiefere Motive. Etwa ein Sandwurm, der Sand in einer Sanduhr in sich reinigendes Wasser verwandelt. Ein Bild, das erst bei längerer Betrachtung eine theologische Dimension eröffnet: Verwandlung, Reinigung, neues Leben zwischen menschlicher Endlichkeit und Gottes Ewigkeit.

Die Rückmeldungen aus der Gemeinde und Nachbarschaft waren durchweg positiv. Passant:innen kamen auf das Gelände, Eltern fragten interessiert nach und Ehrenamtliche halfen engagiert mit und sorgten für Essen und Aufbau.

Ob es eine Fortsetzung gibt, ist offen. Aber die Verbindungen zu lokalen Künstler:innen, Jugendlichen, Nachbar:innen, die entstanden sind, machen Hoffnung. Denn eines hat das Projekt gezeigt: Kirche kann Raum schaffen. Raum für Farbe, Raum für Fragen. Raum zum Leben.

Ein besonderer Dank gilt den Jugendlichen, die mit ihren Ideen, ihrer Energie und ihrer Offenheit dieses Projekt lebendig gemacht haben.

Ebenso danken wir Felicitas Höck mit der SozDia Stiftung für die Kooperation, verlässliche Zusammenarbeit und Planung im Vorfeld, sowie Kirsten Wolf und Matthias Laiss für ihre vielschichtige Begleitung während des gesamten Prozesses. Ein herzliches Dankeschön geht auch an die Künstler:innen der Agentur „0815INDUSTRIES“, die die Jugendlichen mit großer Professionalität, Geduld und Begeisterung durch die kreative Umsetzung geführt haben.

Ohne die großzügige finanzielle Unterstützung wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen. Wir danken der Gemeinde, der Auguste Viktoria Stiftung, dem Amt für kirchliche Dienste (AKD), dem Kirchenkreis Berlin Süd-Ost sowie Diakonie (DWBO) für ihr Vertrauen, ihre Förderung und die Bereitschaft, junge Perspektiven im kirchlichen Raum sichtbar werden zu lassen.

Impressionen

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