Making-of
Von Jürgen Bosenius, Öffentlichkeitsbeauftragter des Evangelischen Kirchenkreises Berlin Süd-Ost
Grußwort anlässlich der Ausstellungseröffnung in der Christuskirche Oberschöneweide am 17. Februar 2024
Sehr geehrter Herr Bezirksbürgermeister Igel, liebe Frau Dr. Noak, lieber Superintendent Furian, lieber Pfarrer Jabs, verehrte Gäste dieser Vernissage!
Für die Ausstellungseröffnung heute Abend bin ich gebeten worden, Sie einmal in unseren Kochtopf gucken zu lassen: mit Blick auf „die Umsetzung einer Idee in ein fertiges Produkt“ und auch mit Blick auf die Finanzierung eines solchen Projektes – als kreiskirchlich Beauftragter für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit habe ich dieses Ausstellungsprojekt von Beginn an begleiten und mitgestalten dürfen.
Hier also ein „Making of“ in Spiegelstrichen:
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Am Anfang war … eine Gedenkveranstaltung für Walther Rathenau am 25. Juni 2022 am Familiengrab der Rathenaus auf dem Waldfriedhof Oberschöneweide, zu der die Walther Rathenau-Gesellschaft und das Bezirksamt Treptow-Köpenick eingeladen hatten, um an die Ermordung Walther Rathenaus 100 Jahre zuvor am 25. Juni 1922 zu erinnern. Superintendent Hans-Georg Furian ging in seiner Ansprache auf die Bedeutung Walther Rathenaus für unser demokratisches Selbstverständnis in der Gegenwart ein: "Demokratie ist eine Aufgabe, kein Zustand. Sie fordert uns und ist nicht selbstverständlich." https://www.ekbso.de/index.php/leser-114/items/1309.html
- Gemeinsam entstand im Anschluss daran die Idee, das Gedenken an Walther Rathenau zum Thema unserer kreiskirchlichen Veranstaltungsreihe „Lichtenberger Dialog“ zu machen. Die Recherche ergab rasch, wen wir einzuladen hatten: den Historiker Dr. Christian Schölzel. Seine nicht nur sehr umfangreiche, sondern auch sehr gut lesbare Biographie gilt bis heute als Standardwerk zu Leben und Werk Walther Rathenaus.
- Und Christian Schölzel hat sich von uns einladen lassen: Wir haben seinen Vortrag über „Leben und Werk Walther Rathenaus“ im Rahmen des „Lichtenberger Dialogs 2022“ dokumentiert und auf dem YouTube-Kanal unseres Kirchenkreises veröffentlicht. Schauen Sie sich das Video dort doch einfach einmal an: https://www.youtube.com/watch?v=fusPbMzDgWc
- Das alles schien Potenzial für mehr zu bieten – vielleicht für ein Projekt? Ein Schülerprojekt! Eine gedankliche und ganz praktische Forschungsreise mit dem Ziel, eine Ausstellung über Walther Rathenau zu gestalten und Schülerinnen und Schüler zu einer solchen Forschungsreise einzuladen. Die Gespräche mit Herrn Schölzel im Kontext des „Lichtenberger Dialogs“ zeigten auf, dass er sich auch als Kurator von Ausstellungen und wissenschaftlicher Begleiter vergleichbarer Projekte einen Namen gemacht hat. Der Wunsch einer Zusammenarbeit nahm Gestalt an.
- Dann ging alles vergleichsweise rasch: Es folgten Absprachen mit dem Gymnasium Köpenick, eine Konzeptskizze von Herrn Furian, Herrn Schölzel und mir – und die Bitte an mich, auszuloten, ob es gelingen kann, für dieses Projekt Fördergelder anderer Partner einzuwerben.
- Das ist gelungen! Mehr als zwei Dutzend Stiftungen kamen in Frage, nach Voranfragen haben etwa zehn Stiftungen Interesse gezeigt, an die ich Förderanträge schicken konnte. Schlussendlich lagen nach einem halben Jahr – und auch frustrierenden Absagen – fünf Förderzusagen vor: Das Projekt im unteren fünfstelligen Bereich war ausfinanziert!
- Und im Winter 2022/2023 ging es dann los: Die Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Geschichte der Jahrgangsstufe 11 haben bis zum Sommer 2023 geforscht und gearbeitet, von Christian Schölzel inhaltlich begleitet. Die Projektaktivitäten kann ich an dieser Stelle leider nur grob verkürzt in Stichworten andeuten: Christian Schölzel hat umfangreiches Quellenmaterial zur Verfügung gestellt, Verantwortlichkeiten wurden festgelegt, es gab Exkursionen in die Jüdische Bibliothek, zu den historischen Erinnerungsorten in Oberschöneweide (AEG). Superintendent Furian besuchte die Schülerinnen und Schüler in der Schule. Die Ausstellungstexte wurden geschrieben, Bilder ausgewählt, die Tafeln layoutet und produziert.
- Und fertig ist das Projekt. Wirklich? Fast: Die Schülerinnen und Schüler selbst haben die Ausstellung (in) der Öffentlichkeit vorgestellt – vor 90 Synodalen der Kreissynode am 7. Oktober 2023 im Beisein des früheren Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse, der den Eröffnungsvortrag zum Thema "Bewahrung einer gefährdeten Demokratie" hielt. Manchmal passt halt einfach alles zusammen.
- Von Projektbeginn an war geplant (und auch als zentrales Ziel gegenüber unseren Förderpartnern beschreiben), dass sich die Ausstellung auf die Reise durch unseren Kirchenkreis macht. Auch das gelingt ganz offensichtlich: Bereits am Rande der Kreissynode am 7. Oktober 2023 haben viele Kirchengemeinden unseres Kirchenkreises Interesse gezeigt, die Ausstellung vor Ort zu präsentieren.
- Und heute Abend beginnt diese Reise hier in der Christuskirche in Oberschöneweide. Das ist wunderbar, haben Sie vielen Dank!
Ausstellungseröffnung am 17. Februar 2024 in der Christuskirche in Oberschöneweide (v.l.n.r.): Superintendent Hans-Georg Furian, Jürgen Bosenius, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Dr. Bettina Noak, Kirchengemeinde Oberschöneweide, Bezirksbürgermeister Oliver Igel und Pfarrer Thomas Jabs, Kirchengemeinde Oberschöneweide
- War's das? Nein: ganz und gar nicht! Aktuell geht es darum, die Anfrage-Termine zu koordinieren: Noch im ersten Halbjahr 2024 wird die Ausstellung in der Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde Lichtenberg zu sehen sein, anschließend in der Brandenburger Kirchengemeinde Mühlenfließ. Weitere Anfragen für das zweite Halbjahr liegen bereits vor. (Update Ende Februar 2024: Bezirksbürgermeister Oliver Igel setzt sich dafür ein, die Ausstellung im Herbst 2024 im Rathaus Treptow zu zeigen. Das freut uns sehr.)
- Zum Schluss noch dieser Hinweis: Die Schülerinnen und Schüler haben Führungen zu Walther Rathenau durch lokale historische Orte in Schöneweide entwickelt. Bereits bei der Erstellung der Ausstellung ist der dort enthaltene erinnerungsgeschichtliche Teil mit den Führungsangeboten inhaltlich abgestimmt und vorbereitet worden. Den Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern können wir vermitteln, so dass Sie mit Ihrer Jungen Gemeinde oder einer anderen Gemeindegruppe eine solche Führung „buchen“ können.
Haben Sie vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!